So, first of all, let me assert my firm belief that the only thing we have to fear is…fear itself — nameless, unreasoning, unjustified terror which paralyzes needed efforts to convert retreat into advance.
Franklin D. Roosevelt
Wie es anfing
Du kennst mich, ich habe selten Angst gehabt in meinem Leben. Weder vor Versagen noch vor
was anderem. Aber dann kam die Krankheit. Ich wurde krank, ich bekam Angst. Erst waren
es kleine Dinge, später wurden sie größer. Dann habe ich Medikamente bekommen und es
ging mir besser. Ich dachte die Angst ist vorüber und ich kann endlich wieder glücklich
sein. Dann fing es an. Ein kleiner Kratzer wurde zu großen, tiefen und zahlreichen
Wunden. Die Narben habe ich mein Leben lang, sie werden mich immer daran
erinnern.
Jeder kennt das Gefühl Angst zu haben, aber es gibt eine Angst die
nicht viele kennen, zumindest hoffe ich es. Die Angst davor sich ohne es zu wollen zu
töten. Diese Angst hat mich mehr als ein Jahr begleitet. Sie war immer da. Ich wollte
schlafen, sie war da. Ich war arbeiten, sie saß neben mir. Ich hab etwas mit Freunden
gemacht, die Angst hat mitgefeiert. Sie war, nein, sie ist ein Teil von mir. Das wird
sie immer sein.
Wie ich meine Angst bekam
Ich kenne das Gefühl wenn ein Messer, von deiner eigenen Hand geführt, in dich hinein schneidet. Erst ganz vorsichtig und mit der Zeit immer unvorsichtiger. Es wird immer mehr, es wird einfach mehr und dann reicht es nicht. Du suchst den nächsten Weg, doch du findest ihn nicht. Du versuchst es mit tieferen Schnitten. Du versuchst es mit längeren Schnitten. Du schneidest deine offenen Wunden erneut auf. Du schneidest deine Narben auf. Du schneidest alles auf was man verstecken kann. Die zweite Angst ist die entdeckt zu werden. Alle dachten mir geht es gut, dann hab ich zum Messer gegriffen. Immer und immer wieder. Ich habe unzählige Male zugeschnitten. Manchmal zehn mal an einem Abend in nicht einmal fünfzehn Minuten. Es war nie genug. Aber du hast keinen Platz mehr. Und du verzweifelst. Dir fällt nichts mehr ein. Deine Arme sind voll von Narben und offnen Wunden, du suchst nach einer anderen Möglichkeit.
Und das liegt sie vor dir, die untere Seite deines Arms. Weit genug entfernt von deinen Pulsadern, du willst nicht sterben, du willst dass Ruhe in deinem Kopf einkehrt. Also nimmst du das Messer und schneidest am Ellenbogen in deinen Arm. Es tut weh. Kein Schnitt hat je so weh getan. Du wirfst das Messer weg. Und hebst es wieder auf, sie sollen schweigen. Diese Angst, diese Stimmen, diese ganze Welt soll für einen Moment ruhig sein. Und du legst das Messer an dein Handgelenk. Du drückst leicht, nicht zu fest du willst dich nicht verletzten. Aber du spürst es. Es ist ruhig keine Geräusche alles ist still.
Wieso ich?
Du fragst dich immer und immer wieder, wieso ich. Wieso hat mich diese Angst ausgewählt. Wieso höre nur ich diese Stimmen. Wieso ist die Welt so laut. Du findest keine Antwort. Du findest nur eine Zuflucht. In Blut gebadet. Es ist dein Blut. Du holst es dir aus dir. Es zerreißt dich zu wissen was du tust. Gleichzeitig ist es das befreiendste Gefühl der Welt. Es ging dir nie besser als in diesem Moment. Zumindest glaubst du das. Wie gut kann es dir gehen, wenn ein Messer in deinem Arm steckt. Aber das realisiertst du nicht, es kommt Blut. Du wirst ruhiger. Die Welt wird langsamer. Doch der Moment ist kurz und schnell vorbei. Du nimmst das Messer und tust es erneut.
Du bist ein logischer Mensch. Es widerspricht jeder Logik sich zu schneiden. Den eigenen Selbsterhaltungstrieb außerkraft zu setzen erfordert viel. Aber gewiss keinen Mut. Es ist feige. Es ist dein letzter Ausweg vor dem Wahnsinn. Doch manchmal ist Wahnsinn auch ein Ausweg. Warum wählst du nicht diesen Weg?
Eine Ewigkeit
Eine Ewigkeit ist vergangen seitdem du das letzte Mal das Messer genommen hast. Du hast
einen anderen Weg gefunden. Welchen weißt du nicht. Aber er funktioniert. Vermutlich
willst du ihn auch nicht wissen. Es könnte so grausam sein. Es könnte so friedlich sein.
Du weißt es nicht. Aber es funktioniert und ist es wichtig zu wissen wieso?
Als du krank wurdest sah alles auswegslos aus. Es gab keinen Lichtblick. Es gab nichts
gutes. Das ist heute anders. Heute hast du etwas gutes. Du hast verstanden wie wichtig
Freundschaft ist. Du hast deine große Liebe gefunden. Du hast ein gutes Leben. Genieß
es. Und erinner dich immer an seine Worte.